Zur grossen Empörung der Urheber hat Basel-Stadt das Anti-Minarett-Plakat verboten. Hisham Maizar, Präsident der Islamischen Dachorganisationen in der Schweiz, erklärt im Interview, weshalb er den Basler Entscheid begrüsst – und warum die Muslime in der Propaganda-Schlacht nicht zurückschlagen.
Basel hat das Abstimmungsplakat der Minarett-Gegner verboten. Ein richtiger Entscheid? Hisham Maizar: Das Plakat ist ganz eindeutig diskriminierend und rassistisch. Es wurde zu Recht verboten. Das Plakat prangert eine ganze Bevölkerungsgruppe nur aufgrund ihrer Religion an und schürt Hass und Ängste gegen sie. Dieses Vorgehen erinnert wohl nicht nur mich, sondern zahlreiche Muslime an die Nazi-Proganda vor dem Zweiten Weltkrieg. Das Komitee der Anti-Minarett-Initiative macht mit den Muslimen derzeit dasselbe, was damals mit den Juden gemacht wurde. Auch wir werden diskriminiert und ausgegrenzt. Es ist allseits bekannt, wie es damals endete: Die Juden wurden markiert, angegriffen und letztlich Opfer eines grausamen Verbrechens.
Die Urheber der Plakate nennen das Verbot eine Kapitulation vor dem Islam und ein Verweigerung der Meinungsfreiheit. Freiheit ist im Leben nie unbegrenzt: Sie hört dort auf, wo die Freiheit des Nächsten anfängt. Schlüer und Co. sind mit ihrer Argumentation scheinheilig. Sie verstecken sich hinter der Meinungsfreiheit, trampeln aber gleichzeitig auf der Religionsfreiheit herum. Man kann doch nicht sagen, eine Freiheit ist gut und eine andere schlecht.
Die Stadt St. Gallen hat das Plakat bereits erlaubt. Werden Sie juristisch gegen das Sujet vorgehen? Im Moment warten wir noch den Entscheid der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus ab. Wir sind aber zuversichtlich, dass die anderen Städte sich am Basler Entscheid orientieren und das Plakat verbieten.
Wird es eine muslimische Gegenkampagne geben? Nein, wir werden bestimmt keine Gegenkampagne lancieren. Wir haben uns bewusst zurückgehalten aus der emotionalen Schlammschlacht der Befürworter der Initiative. Wir haben unsere Bemühungen auf einer anderen Ebene gebündelt – auf einer sachlichen und argumentativen. Wir besuchen Podiumssiskussionen, halten Referate, führen Tagungen zum Thema Islam durch und suchen das Gespräch mit allen Interessierten.
Die Gegner wird es freuen. Die breite Masse ereichen Sie auf diese Weise kaum. Unsere bisherige Strategie ist nur vernünftig. Eine Gegenkampagne würde nur den Gegnern und ihrer Schlammschlacht helfen. Wir werden uns im Abstimmungskampf zu Wort melden, aber argumentativ und sachlich. Der Zeitpunkt ist aber noch nicht reif, unsere genauen Pläne offenzulegen. Unsere bisherige Zurückhaltung darf nicht mit Passivität oder Gleichgültigkeit verwechselt werden. (Quelle 20min.ch)