Interview mit Imam Azir Aziri

Die Bemühungen der Imame und ihre wertvollen Projekte zeigen eine funktionierende Integration. Mit grossem Interesse und auch Freude hat sich die FIDS mit den anwesenden Imamen in vertieften Gesprächen über ihre Projekte und Erfahrungen unterhalten. Zwei Imame wurden für einen Interview eingeladen.
Ein Interview wurde mit dem nordmazedonischen Imam Azir Aziri durchgeführt. Er ist seit zwei Jahren Imam in der Schweiz und arbeitet in der Ikre Gemeinde in Thun.
N.C.: Was ist Ihre wichtigste Erkenntnis in diesem Workshop?
Herr Aziri: Ich habe bei diesem Workshop gelernt, welche Rollen und Aufgaben auf die Imame hier in der Schweiz zukommen werden. Ich konnte mir durch den Austausch auch Gedanken über die Beziehung des Staates zum Thema Religion machen. Auch die Beziehungen mit den Behörden, den Organisationen und die Vernetzung für die Entstehung der Projekte wurde mir ersichtlich.
N.C.: Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrem Projekt im Zeitraum seit dem Juni 2019 gemacht?
Herr Aziri: Bevor ich mehr über das Projekt erzähle, möchte ich über die verschiedenen Arbeiten reden, die ich mit dem Theologen Hans Weber gemeinsam erarbeitet habe. Wir arbeiten sehr eng zusammen. Er selber ist Theologe und gehört der römisch-katholischen Kirche an und ist Mitglied in der Kirchgemeinde. Eines unserer gemeinsamen Projekte ist das «Friedensgebet». Wir haben es gemeinsam an einem öffentlichen Ort mit unseren Gemeinden organisiert. Beide Seiten konnten bei den jeweiligen Gebeten dabei sein und den anderen zuschauen. Dabei ging es darum, das Zusammenleben der verschiedenen Glaubensrichtungen zu verstehen und zu respektieren.
Ausserdem erhielten wir auch viele Moscheebesuche von Schulen, wo wir die Möglichkeit erhielten den Schülern unsere Moschee, den Verein und den Islam näher zu erklären.
Wir haben auch mit Herrn Weber gemeinsam das Asylzentrum in Thun besucht. Ich konnte dann auch bei Radio Beo darüber etwas erzählen.
N.C.: Wie hat sich Ihre Rolle seitdem verändert?
Herr Aziri: Ich denke Einiges. Zumindest kann ich vieles besser verstehen, wie z.B. die Strukturen, die Zusammenarbeit und die Vernetzung funktionieren. Aber ich verstehe auch, dass eine Motivation benötigt wird, damit eine Anerkennung bei der Gemeinde stattfinden kann.
N.C.: Vor welchen Herausforderungen stehen sie in Ihrer Gemeinde?
Herr Aziri: Die Pflicht für den Sprachnachweis ist eine Herausforderung. Wir müssen innert kurzer Zeit ein bestimmtes Sprachniveau erreichen und dieses auch nachweisen können. Dabei bekommen wir keine grosse Unterstützung von den jeweiligen Behörden. Sei es finanzieller Natur oder aber auch zeitliche Möglichkeiten. Anderseits versteht die eigene Gemeinde den Druck betr. dem Sprachnachweis nicht immer. Die Mitglieder erwarten, dass man vollzeitlich präsent ist und sich der Rolle als Imam auch zu 100 Prozent widmet.